„Sei du selbst.“ Ein Satz, der klingt wie eine Einladung zur Freiheit. Wie ein Versprechen, dass man nichts weiter tun muss, als einfach man selbst zu sein. Doch was, wenn das eigene „Selbst“ gar nicht so greifbar ist? Was, wenn man es nie richtig kennenlernen durfte? Was, wenn man es so oft versteckt hat, dass man gar nicht mehr weiß, wie es sich anfühlt?
„Authentisch leben“ klingt einfach. Aber es ist einer der mutigsten Wege, die man gehen kann. Weil er bedeutet, sich ehrlich mit sich selbst auseinanderzusetzen.
In diesem Beitrag teile ich Gedanken, Impulse und Erfahrungen darüber, wie schwer es wirklich ist, man selbst zu sein – und warum es sich trotzdem lohnt, genau diesen Weg zu wählen.

Die Suche nach dem wahren Ich
Wir wachsen auf in einer Welt voller Erwartungen. „Sei brav.“ „Mach keine Umstände.“ „Sei fleißig.“ „Sei dankbar.“ „Sei freundlich.“
Und irgendwann verliert man sich zwischen all den „Sei dies“ und „Sei das“. Was bleibt übrig von dem, was wir wirklich sind?
Viele Menschen, mich eingeschlossen, mussten erst lernen, dass „authentisch leben“ nicht bedeutet, in jeder Situation alles von sich preiszugeben. Sondern zu wissen, was man denkt, was man fühlt, was man braucht. Und den Mut zu finden, danach zu handeln.
Doch diese Klarheit kommt nicht über Nacht. Sie kommt durch Zweifel. Durch Fragen, auf die man keine Antworten hat. Durch das Unwohlsein, das entsteht, wenn man Dinge sagt, die man nicht meint, oder Ja sagt, obwohl das ganze Innere Nein schreit.
Authentizität beginnt da, wo man sich selbst zuhört. Nicht, was man glaubt sagen zu müssen – sondern was wirklich gesagt werden will.
Warum es so schwer ist, authentisch zu leben
Der vielleicht größte Grund: Angst. Angst vor Ablehnung. Vor Missverständnissen. Vor Einsamkeit.
Wenn du immer gesagt hast, was andere hören wollten, und dann plötzlich ehrlich wirst, kann es passieren, dass Menschen sich abwenden. Nicht, weil du falsch bist – sondern weil sie sich an eine Version von dir gewöhnt haben, die nie ganz echt war.
Manchmal trauen wir uns nicht, unser wahres Ich zu zeigen, weil wir selbst nicht wissen, ob es „genug“ ist. Ob es liebenswert ist.
Und dann kommt noch die leise Stimme, die fragt: „Was, wenn ich damit scheitere? Was, wenn ich zu viel bin? Oder zu wenig?“
Doch in Wahrheit scheitern wir nicht daran, wir selbst zu sein. Wir scheitern daran, es nicht zu sein.
Was bedeutet „authentisch leben“ wirklich?
Es bedeutet nicht, immer stark oder perfekt zu sein. Es bedeutet nicht, immer genau zu wissen, was man will. Es bedeutet nicht, laut zu sein.
Authentisch leben bedeutet:
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Nicht länger gegen das eigene Gefühl zu leben.
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Sich treu zu sein, auch wenn es unbequem ist.
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In kleinen Momenten auf sich selbst zu hören: Was tut mir gut? Was will ich gerade wirklich?
Es bedeutet auch, sich zu zeigen. Nicht auf der Bühne, sondern im Leben. Mit Gedanken, die man vielleicht nicht sofort in Worte fassen kann. Mit Entscheidungen, die man nicht jedem erklären kann.
Authentizität im Alltag: Kleine Schritte, riesige Wirkung
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Ein ehrliches Nein: Wenn man Nein sagt, obwohl es einfacher wäre, Ja zu sagen.
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Ein stiller Rückzug: Wenn man sich Zeit nimmt, statt sich zu überfordern.
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Ein Moment der Schwäche: Wenn man Tränen zulässt, statt sie zu verstecken.
Diese scheinbar kleinen Dinge sind oft die mutigsten. Sie sind der Beginn einer neuen Verbindung – nicht nur zu sich selbst, sondern auch zu anderen. Denn wer echt ist, zieht Echtheit an.
Was dir niemand sagt: Authentisch sein tut weh. Und heilt.
Der Weg zu sich selbst fühlt sich oft an wie ein Abschied. Man verabschiedet sich von Rollen, Erwartungen, Masken. Und manchmal auch von Menschen.
Aber das, was bleibt, ist echt. Es ist nicht perfekt. Nicht glatt. Nicht Instagram-schön. Aber es ist deins.
Und genau das ist der Anfang von Heilung.
Wie man beginnt: 5 Impulse für ein authentischeres Leben
- Hör dir selbst zu – nicht nur deinen Gedanken, sondern deinem Körper, deinen Reaktionen.
- Frag dich: Fühlt sich das nach mir an? – bevor du Ja sagst, bevor du handelst.
- Lass Unklarheit zu. Echtheit ist nicht immer eindeutig.
- Finde deinen Ausdruck. Schreiben, malen, tanzen, schweigen – was lässt dich du sein?
- Vergleiche dich nicht. Was für andere „richtig“ ist, muss für dich nicht stimmig sein.
Fazit: Sei du selbst – in deinem Tempo, auf deine Weise.
Niemand hat gesagt, dass es leicht wird. Aber es ist echt. Und echt ist das, was am Ende bleibt.
„Authentisch leben“ ist kein Ziel, das man abhakt. Es ist ein Weg. Mit jedem Tag, an dem du dich für dich selbst entscheidest.
Nicht, weil du musst. Sondern weil du darfst.
Und vielleicht ist das die schönste Freiheit: Du zu sein. In einer Welt, die so oft etwas anderes von dir will.
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